Abitur nachholen – Möglichkeiten, Tipps & Kosten
Das Abitur verspricht bessere Karrierechancen und eine Hochschulzugangsberechtigung. Es gibt viele Wege, die zum Abschluss führen. Wenn es beim ersten Anlauf nicht klappt, oder eine Berufsausbildung vorgezogen wurde, kann man das Abi nachholen. Was zuerst umständlich klingt, ist eine sinnvolle Investition in die eigene Zukunft. Je nach Lebenssituation gibt es dabei verschiedene Optionen. Wir haben für Sie die gängigen Modelle zusammengefasst.
Wo kann ich mein Abitur nachholen?
Ihren Schulabschluss können Sie über verschiedene Wege erlangen. Je nach persönlicher Situation, kommen dabei unterschiedliche Modelle infrage. Grundsätzlich besteht die Wahl zwischen Abendgymnasien, Fernschulen, Volkshochschulen und (Berufs-)Kollegs. Während die ersten drei Optionen flexible Lösungen für Berufstätige mit oder ohne Kind bieten, ist das Kolleg die bessere Wahl für diejenigen, die ihren Fokus vollständig auf die schulische Weiterbildung legen möchten.
Was sind die Anforderungen an angehende Abiturienten?
Ein Haupt- oder Realschulabschluss, sowie eine Berufstätigkeit von mindestens drei Jahren sind in der Regel nötig, um das Abitur nachzuholen. Ebenfalls lassen sich Phasen der Arbeitslosigkeit oder Erziehungszeiten anrechnen. Je nach Schulabschluss und aktuellem Kenntnisstand, müssen Vorprüfungen abgelegt werden, um den Wissensstand festzustellen – und unter Umständen Vorkurse belegt werden. Wenn beispielsweise nur eine Fremdsprache vorgewiesen werden kann, ist dies erforderlich. Dadurch verlängert sich die Zeit bis zum Abitur um ein oder zwei Semester.
Was sind die Unterschiede zwischen den Bildungseinrichtungen?
Abendgymnasium: Das Abendgymnasium ist besonders für Berufstätige sinnvoll, die neben der Arbeit ihr Abitur nachholen möchten. Wie der Name bereits vermuten lässt, finden die Veranstaltungen vornehmlich am späten Nachmittag oder in den Abendstunden statt. Gegen 17 oder 18 Uhr beginnt der Unterricht und endet teilweise erst gegen 22 Uhr. Abendgymnasien werden oft im gleichen Hause wie Kollegs angeboten, meist vom gleichen Träger.
(Berufs-)Kollegs: Ähnlich wie in der Schule, wird hier die ganze Woche durch tagsüber gelernt, um das Abitur über den zweiten Bildungsweg zu erreichen. Auch wie in der Schule, beginnt der Unterricht für gewöhnlich um 8 Uhr morgens, und endet gegen Mittag. Die Unterrichtseinheiten dauern 45 Minuten, gelegentlich steht auch Nachmittagsunterricht auf der Tagesordnung. Je nach Vorbildung besuchen angehende Abiturienten das Kolleg zwischen sechs und acht Semester. Durch das umfangreiche Programm lässt sich eine Arbeitstätigkeit lediglich nebenbei, in geringem Umfang, verfolgen.
Volkshochschule: Jede Volkshochschule hat seine individuellen Angebote, weshalb auch die Dauer bis zum Abschluss variieren kann. Kurse finden meist am Wochenende oder abends statt, wodurch angehende Abiturienten währenddessen problemlos berufsbegleitend lernen können. Zwar werden die Inhalte an der VHS vermittelt, allerdings sind diese nicht prüfungsberechtigt. Deshalb werden die Prüfungen, wie auch beim Fernabitur, bei externen Prüfern abgelegt.
Fernabitur: Das höchste Maß an Flexibilität bieten Fernstudien. Sie können sich Ihre Lernzeiten auf dem Weg zum Abitur relativ frei einteilen. Allerdings müssen Sie mit höheren Kosten rechnen, als bei anderen Einrichtungen – die meisten Schulen werden privat geführt. Da das Abitur ein staatlicher Abschluss ist, haben Sie darüber hinaus strenge Auflagen zu erfüllen. Eine staatliche Kommission führt letztlich auch die Abschlussprüfung durch.
Abendgymnasien und (Berufs-)Kollegs sind die gängigsten, und wahrscheinlich auch die besten Optionen, um das Abitur nachzuholen. Bis zum Abschluss brauchen Sie hier rund drei Jahre. Je nachdem, wie lang ihr Schulabschluss zurückliegt, und ob gegebenenfalls Vorkurse notwendig sind.
Was kostet es, das Abitur nachzuholen?
Je nachdem, für welche Einrichtung Sie sich entscheiden, kommen variable Kosten auf Sie zu: Fällt Ihre Entscheidung auf eine staatliche Abendschule oder ein staatliches Kolleg, können Sie für gewöhnlich kostenfrei lernen. Die staatliche Subventionierung der Bildungseinrichtungen spielen Ihnen dabei in die Karten – Sie müssen sich lediglich um Bücher, Taschenrechner und ähnliche Arbeitsmaterialien kümmern.
Aber Achtung! Manche Bundesländer haben Ihre Einrichtungen weitestgehend privatisiert, wie zum Beispiel Baden-Württemberg oder Bayern. Informieren Sie sich über anfallende Kosten am besten direkt an den Schulen oder auf deren Websites. Für private Einrichtungen gilt dasselbe – allerdings müssen Sie hier in jedem Fall mit ein paar hundert Euro pro Monat rechnen. Schüler, die das 30. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, können Anspruch auf Eltern-unabhängiges Bafög haben – in Ausnahmefällen gilt die Altersgrenze nicht.
Kann ich mein Abi auch online nachholen?
Auch wenn Sie keine der genannten Schulformen besuchen, haben Sie am Ende des Schuljahres das Recht, zur Abiturprüfung anzutreten. Sie müssen sich jedoch selbst darauf vorbereiten – was ohne Hilfe nicht ganz einfach sein kann. Dafür bieten viele Volkshochschulen (kostenpflichtige) Vorbereitungskurse an oder stellen Lehrmaterialen Online. Zwar geht der Trend zum Online-Lernen, allerdings liegt die Selbstorganisation nicht jedem – in diesen Fällen sind die kostenlosen Abiturkurse eine hervorragende Gelegenheit, das Abitur abzuschließen.